Romantik

„Romantisches Empfinden und Zahlen sind zwei völlig unterschiedliche Betrachtungsweisen der gleichen Wirklichkeit,“ sinnierte der Professor, „das Gedicht von Novalis ist schön, weil es die Wichtigkeit dieser Empfindungen gegenüber einer rein zahlenmäßigen Erfassung der Welt betont. Ich finde aber, dass unser heutiges Wissen es uns erlaubt, beides zusammen als eine Einheit zu sehen.“

„Meinen sie wirklich, Romantik braucht immer Zahlen?“, fragte Luise Bauer ungläubig.

„Zweifelsfrei“, bestätigte der Professor, „auch Novalis konnte das Gedicht nur schreiben, weil in seinem Kopf Synapsen und Neuronen durch elektrochemische Prozesse geschaltet wurden. Und dahinter steht die Biologie, die Chemie und letztlich die Physik, und davor wohl noch die Mathematik, also Zahlen.“

Luise Bauer schaute zur Uhr. „Jetzt ist es schon halb zwölf geworden!“

Die Botschaft

Die Botschaft

Der Kosmos, die Dinge und das Bewusstsein: Wie hören wir die Musik in der Mathematik, wie erkennen wir die Harmonie in der Physik, und welche Rolle spielt die Kunst?

Ich suchte lange, und schließlich entdeckte ich ‚Die Botschaft‘. Sie war einfach und zugleich doch kompliziert. Manche Teile waren unverständlich, und ich brauchte lange, um ihre Tiefe zu erahnen. Ich machte mich ans Werk und fügte die Stücke so zusammen, wie ich sie fand: Fantastische Spekulationen, Formeln und die Physik in Analogien und Bildern.

Man muss die Sprache der Formeln nicht verstehen, um ihre Tiefe zu erahnen, erschließt sich doch der Zauber einer ägyptischen Grabkammer auch ohne ein Verständnis der Hieroglyphen. Die Wahrheit ist mächtig und wird den Suchenden einen gangbaren Weg zur Erkenntnis zeigen.

zum Himmel

zum Himmel

Als Anja erwachte, schien die Sonne bereits hell durchs Fenster.

Das Bett war zu klein geworden.

Anja winkelte die Knie, zog beide Oberschenkel bis zur Brust heran und ließ die Enge wachsen, bis ihre Hände den Druck nicht mehr halten konnten. Mit einem Ruck gab sie die Spannung frei und sah die federleichte Sommerdecke zum Himmel schweben. Ihre Beine flogen zur Seite, und als Anja mit beiden Füßen auf dem Boden landete, waren es die ersten Schritte in ihrem neuen Leben.

Nie wieder

Nie wieder

Jetzt, wo der Junge in der Menge verschwunden war, wusste Anja, dass sie ihn nie wiedersehen würde.

Einsamkeit, Trauer und Schmerz überwältigten sie.

Dann wuchs ein Gefühl von Stärke und Mut.

Wärme floss aus dem Kosmos in ihr Herz und strömte bis in die letzte Fingerspitze, und ihre Zuversicht wuchs weit über ihr kleines Zimmer hinaus.

Das Wunder

Das Wunder

Nachdem er Anja bei ihrem Flirt gesehen hatte, war die Geschichte in immer dunklere Kapitel fortgeschrittenen. Sein Kopf fügte dem kurzen Moment der Beobachtung eine Folge schmerzlicher Ergänzungen hinzu, in denen Anja und der Fremde sich immer näher kamen und in lustvollen Umarmungen die Welt um sich vergaßen, während er, Klaus, nun wieder solo seinen Weg alleine suchen musste.

Und dann geschah das Wunder: Ein einziger Satz hatte die Welt neu aufgestellt! Hätte Klaus nicht mit beiden Händen an der Tischkante Halt gefunden, er wäre als duftig weiße Wattewolke in den sommerblauen Himmel geschwebt, so leicht war ihm geworden. Verbarg sich doch hinter seiner Beobachtung kein dunkler Konkurrent, sondern eine leuchtend helle Wirklichkeit, die ihm und Anja lachend zu einer Party lud, von der sonst keiner wusste. Welch seltsamen Wegen folgte die Wahrnehmung, wenn sie in Bruchteilen einer Sekunde ganze Welten erschuf, nur um sie anderntags wieder zusammenstürzen und gänzlich neu erstehen zu lassen. Wie erkannte ein Mensch aus seinen Wahrnehmungen die Wirklichkeit? Irgendwie musste der Mensch mit seinem Sehen, Hören und Tasten einen Fußabdruck des Weltgeschehens erfassen und diese Spuren im Kopf zu einem Bild zusammensetzen, dass als Bewusstsein und Realität erfahrbar war.