Verschränkung

Verschränkung

Klaus zwar hatte bereits von dem Phänomen der Verschränkung von Quantenzuständen gehört, doch nie verstanden, worin das Außergewöhnliche liegen sollte. Verschränkung erlebte er jeden Tag, und auch zufallsbedingte Korrelationen waren in keiner Weise außergewöhnlich. Fiel beim Würfeln eine Sechs, so war gewiss, dass unten eine Eins liegen musste.

Offensichtlich aber hatte die Quantenmechanik mehr im Ärmel. Neugierig blätterte er weiter.

Der magische Moment

Der magische Moment

Ein Photon wird von der Sonnenoberfläche emittiert, gelangt nach einer langen Reise schließlich auf die Pfütze, bemerkt den Ölfleck, wird gebrochen, reflektiert und erreicht schließlich die Kamera, wo es von der Linse auf den Film abgebildet wird und dort eine elektrochemische Reaktion auslöst oder auch nicht. Bis hierhin enthält das einzelne Photon alle Farben des schillernden Ölflecks, umfasst seine gesamte räumliche Struktur und trifft mit all diesen Informationen auf alle Silberhalogenidkörner des Films!

Und dann passiert ein magischer Moment: das Photon entscheidet sich, ein ganz bestimmtes Korn anzusprechen.

Das Wunder

Das Wunder

Nachdem er Anja bei ihrem Flirt gesehen hatte, war die Geschichte in immer dunklere Kapitel fortgeschrittenen. Sein Kopf fügte dem kurzen Moment der Beobachtung eine Folge schmerzlicher Ergänzungen hinzu, in denen Anja und der Fremde sich immer näher kamen und in lustvollen Umarmungen die Welt um sich vergaßen, während er, Klaus, nun wieder solo seinen Weg alleine suchen musste.

Und dann geschah das Wunder: Ein einziger Satz hatte die Welt neu aufgestellt! Hätte Klaus nicht mit beiden Händen an der Tischkante Halt gefunden, er wäre als duftig weiße Wattewolke in den sommerblauen Himmel geschwebt, so leicht war ihm geworden. Verbarg sich doch hinter seiner Beobachtung kein dunkler Konkurrent, sondern eine leuchtend helle Wirklichkeit, die ihm und Anja lachend zu einer Party lud, von der sonst keiner wusste. Welch seltsamen Wegen folgte die Wahrnehmung, wenn sie in Bruchteilen einer Sekunde ganze Welten erschuf, nur um sie anderntags wieder zusammenstürzen und gänzlich neu erstehen zu lassen. Wie erkannte ein Mensch aus seinen Wahrnehmungen die Wirklichkeit? Irgendwie musste der Mensch mit seinem Sehen, Hören und Tasten einen Fußabdruck des Weltgeschehens erfassen und diese Spuren im Kopf zu einem Bild zusammensetzen, dass als Bewusstsein und Realität erfahrbar war.

Gekrümmte Raumzeit

Gekrümmte Raumzeit

„Massen sind nichts anderes als Quellen für Beschleunigung, und Beschleunigung ist nichts anderes als Raumzeitkrümmung.“

Jetzt hatte der Professor Klaus abgehängt.

Was war Raumzeit?

Wie konnte ein Raum, eine Zeit, eine Raumzeit gekrümmt sein?

Was überhaupt war ‚gerade‘?

Welche Frage sollte er zuerst stellen?

Die Gerade, diese Frage hatten sie doch schon! Der Professor hatte ihn ins Deutsche Museum geschickt, und dort war er mit Ben am Ende vor zehn Milliarden Lichtjahren und hundert Milliarden Galaxien mit jeweils ebenso vielen Sternen gestanden.

„Wie verläuft eine Gerade durch eine gekrümmte Raumzeit?“

War dies eine gute Frage?

der Kosmos ‚zerfällt‘

der Kosmos ‚zerfällt‘

Wieder gab es einen überraschenden Hinweis: Irgendwann sind die Abstände zwischen benachbarten ‚Rest‘ – Massen so groß, dass sie kein Lichtsignal innerhalb jeder noch so großen ‚vernünftigen‘ Zeit verbinden kann: der Kosmos ‚zerfällt‘ in einzelne unabhängige  Universen. Das nur mit Strahlung erfüllte leere Universum gleicht einem Schwarzen Körper und besitzt eine Entropie, die sich trotz der Ausdehnung nicht mehr ändert: Volumenwachstum und Abkühlung halten sich genau die Balance, die Entropie des Universums ist konstant! Wieder waren Rechnung und Formeln sehr einfach.

Doch die Schlussfolgerung war unglaublich!

Das Ende?

Das Ende?

Klaus atmete tief durch.

War dies das Ende und bereits alles zur Kosmologie?

Vom Ende unseres Sonnensystems hatte er schon gehört, aber das Verschwinden unserer Milchstraße mit ihren Milliarden Sternen in einem schwarzen Loch, in einem einzigen Punkt einer Singularität? Und nicht nur dies, unsere Nachbargalaxie Andromeda würde das gleiche Ende finden und überdies am Ende im gleichen Punkt wie wir verschwinden. Zusammen mit allen anderen Nachbargalaxien, die vom expandierende Kosmos nicht schnell genug in die Ferne getragen werden und durch die gegenseitige Anziehung schließlich alle in ein finales schwarzes Loch gezogen werden, dass irgendwann seine letzte Größe erreicht hat, weil es keine Nahrung mehr findet. Und das gleiche würde an Milliarden Stellen im Kosmos geschehen, wo andere lokale Galaxiengruppen in anderen weit entfernten Singularitäten verschwinden, die irgendwann ihre maximale Masse erreicht haben und nur mehr auseinanderstreben.

Physik Nobelpreis 2019

Physik Nobelpreis 2019

Kosmologie und Exoplaneten – doch wer erklärt uns das?

Der Kosmos, die Dinge und das Bewusstsein: Wie hören wir die Musik in der Mathematik, wie erkennen wir die Harmonie in der Physik, und welche Rolle spielt die Kunst?

Ein Roman.

Demnächst.

more2come …