Romantik

„Romantisches Empfinden und Zahlen sind zwei völlig unterschiedliche Betrachtungsweisen der gleichen Wirklichkeit,“ sinnierte der Professor, „das Gedicht von Novalis ist schön, weil es die Wichtigkeit dieser Empfindungen gegenüber einer rein zahlenmäßigen Erfassung der Welt betont. Ich finde aber, dass unser heutiges Wissen es uns erlaubt, beides zusammen als eine Einheit zu sehen.“

„Meinen sie wirklich, Romantik braucht immer Zahlen?“, fragte Luise Bauer ungläubig.

„Zweifelsfrei“, bestätigte der Professor, „auch Novalis konnte das Gedicht nur schreiben, weil in seinem Kopf Synapsen und Neuronen durch elektrochemische Prozesse geschaltet wurden. Und dahinter steht die Biologie, die Chemie und letztlich die Physik, und davor wohl noch die Mathematik, also Zahlen.“

Luise Bauer schaute zur Uhr. „Jetzt ist es schon halb zwölf geworden!“